Die Historische Tanzgruppe Meersburg verbindet in ihren Programmen stets den Tanz mit Texten und mit der Musik der betreffenden Epoche; Ziel ist nicht eine reine Tanzvorführung, sondern eine bühnenwirksame Darstellung der Zeitumstände unter Einbezug der Tänze. Dabei kommt uns die Zusammensetzung der Gruppe mit einem breitgefächerten Altersspektrum (von 25 - 80) zu gute: Zur realistischen Darstellung gehören in unserem Verständnis unbedingt auch Personen in fortgeschrittenem Alter. Nicht eine junge, dynamische und frisch über die Bühne hüpfende "Balletttruppe" wird angestrebt, sondern eine möglichst getreue Rekonstruktion der damaligen soziokulturellen Strukturen. In die Programme werden daher auch Personen der Gesellschaft integriert, die damals nicht unbedingt im Mittelpunkt standen: so gehört der Hofgärtner zum Gartenprogramm ebenso dazu wie der - damals vom Fürsten bezahlte - Eremit in seiner Laube.
Die Verbindung von bekannten Fakten, die bisher nicht zusammen wahrgenommen wurden, kann zu überraschenden und neuen Erkenntnissen führen: Beim Hören von Mozarts Musik lässt sich durchaus auch daran denken, dass zeitgleich England auf dem Weg zum ersten Industriestaat moderner Prägung war und dass es in vielen Ländern Sklaverei gab; die zeitlos schönen und gleichsam überirdischen Kompositionen von Franz Schubert sollten nicht vergessen machen, dass er selbst unter Krankheiten litt und dass zahlreiche seiner Zeitgenossen (wie auch er selbst) viel Spaß an derben, zotigen und frechen Texten hatten.
So ist jedes neue Programm, das in der Gruppe entsteht, immer auch eine Beschäftigung mit den Hintergründen der Zeit, mit dem Entdecken von Neuem und dem neuen Einordnen von bereits Bekanntem.
Jeder Tanz ist Ausdruck seiner Zeit, jede Verbeugung gibt die Umgangsformen innerhalb der Gesellschaft wieder - unabhängig davon, wie schön eine Choreographie für sich selbst genommen anzuschauen ist.
Entstanden 1988 aus einem Kursangebot der VHS Bodenseekreis steht die Tanzgruppe Meersburg inzwischen auf eigenen Füßen. Sie gestaltet regelmäßig Programme in ihrem Heimatort und präsentiert sich (und die Stadt) in Fernsehsendungen über die Bodenseeregion. Auftritte in Freilichtmuseen und bei Jubiläumsfeiern benachbarter Städte gehörten in den Jahren ihres Bestehens ebenso in den Terminkalender wie die Mitwirkung bei Großveranstaltungen, z.B. beim Kostümball für Katharina die Große in der Bonner Kunsthalle.