Kritik


"... unnd vorher zeyge ich Ihnen noch das Schloss"

Eine Schlossbelebung

 

Zwischen Mozart und Knigge - Heitere Kultur des 18. Jahrhunderts auf Schloss Beuggen mit Musikanten vom Bodensee

... Und so nahm es seinen Lauf, ein leichtfüßiges, aber nicht leichtsinniges, kurzweiliges, dabei durch und durch kultiviertes Programm, das vom Leben und vom Lebendigsein kündete. Die historischen Zeugnisse aus der Kutschenzeit - lebendig vorgetragene Zitate vom Freiherrn von Knigge bis zu Lieselotte von der Pfalz - bewirkten eine mühelose Zeitreise, befördert noch durch die immer wieder unaufdringlich eingestreute Musik auf historischen Instrumenten.
Dabei blieben alle in Bewegung, die Musikerinnen und Sprecher, die Sänger und Tänzerinnen - und natürlich das Publikum. Ein ungewohntes, verloren gegangenes Zeitmaß spielte sich ein, es gab, solange es angebracht war, ein natürliches Verharren, ganz ohne Zähigkeit, und es gab immer wieder Bewegung, ohne jede Hast. Uwe Schlottermüller führte - und führte zusammen: die Historische Tanzgruppe Meersburg, das Hocad- Musikensemble und mit wunderbaren Stimmen Silvia Maier (Sopran) und Clemens Morgenthaler (Bariton). ... Spätestens unten auf der kleinen Halbinsel am Rhein, der dritten Station der Führung, gab es keine Kluft mehr zwischen Publikum und Künstlergruppe. Ein vielstimmiges Vivat schallte der unsichtbaren Comtess entgegen, deren Schiff anlegen sollte ... Spiel, Kostümierung und tastendes Eindringen in eine vergangene Zeit erwiesen sich als Weg zu vertiefter Erkenntnis des zeitlos Menschlichen. Listig erschien diese Erfahrung am Schluss des Programms auch noch im Text einer Kantate verpackt: Indem du dich selbst maskierst, kannst du die Wahrheit aufdecken.

(Badische Zeitung, 18. September 2001)



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