Kritik


"Ey, wie schmeckt der Coffee süße"

Eine szenische Melange rund um die Bachsche Kaffeekantate

 

Bach im Kaffehaus

Die Kaffeekantate von Johann Sebastian Bach hat bereits viele Inszenierungsversuche überlebt, gegen die sie sich unter anderem wegen der langen Arien sträubt. Jetzt stellte die Historische Tanzgruppe Meersburg einen weiteren Versuch vor - allerdings einen überaus gelungenen: Der Streit ... wurde kurzerhand ins Kaffeehaus verlegt. So ergaben sich viele Möglichkeiten einer Handlung und die Veranstaltung geriet nicht zum Leichenschmaus, sondern zu einer "szenischen Melange". Die Hauptdarsteller ... traten als Bedienung auf; Lieschen ... durfte zusätzlich noch die selbst verursachten Scherben beiseiteräumen und profilierte sich so als gute zukünftige Hausfrau, die darauf vertrauen darf, einen Mann auch wirklich zu bekommen.
Die Rahmenhandlung bot genau die Stimmung eines Kaffeehauses, das seinen Platz als Versammlungsort eines belesenen und diskussionsfreudigen Publikums noch nicht überall und nicht vollständig verloren hat ... Vor einem (wissens-)durstigen Publikum, das seine Meinung couragiert vertritt (und auch die Musik durchaus einmal zum Schweigen bringen kann), konnte ein Gelehrter seine in langen Jahren gewonnenen Erkenntnisse über Kaffeegebrauch vortragen; hier war auch Gelegenheit für Witze und zum Teil - frivole Späße und Geschichten: Drei weitere Vertonungen des Picanderschen Textes von anderen Komponisten wurden auszugsweise dargeboten und luden zum Vergleich muit der Bach'schen Komposition ein ...

(Südkurier, 3. August 2000)



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