Herr Biedermaier, Comptoirverwalter in dem kleinen Städtchen *** (und Darsteller des Ersten Liebhabers in der Theatergemeinde ebenda) hat eingeladen, und alle sind sie gekommen:
der Apotheker, der so gern Eichendorff und Mörike rezitiert; die Frau Kommerzienrat, die die Fortschritte ihrer Tochter in der Gesangsstunde bewundert wissen möchte; einige Freunde aus dem Leseclub; der Oberlehrer, der höchstselbst in Singspielen der Musicalischen Societät auftritt; Sangesbrüder und -schwestern; Freunde und Bekannte.Die spontane Idee des Musensohnes und Thalia-Verehrers: ein Theaterstück soll aufgeführt werden, ein komischer Einakter. Aber woher nehmen? Da passt es sich, daß der Herr Schwager vor kurzem in Leipzig ein Büchlein erworben hat, mit dessen Hilfe man 999 (und wohl noch etliche mehr!) Lustspiele erwürfeln kann! - Erwürfeln? Die ungläubig ihre Köpfe schüttelnde Gesellschaft ist rasch gewonnen. Schnell werden die Textstellen kopiert und verteilt. Und während die Vorbereitungen zu den ersten Szenen laufen, wird der Herr Apotheker doch vielleicht ein Gedicht ...? Oder alle versuchen sich im Nachstellen von Tableaux vivants? Man kann ja auch in Rundgesänge einstimmen oder einfach den Scherzen anderer lauschen - gesellschaftliche Langweiler sind heute abend jedenfalls - Gottlob! - nicht unter den Gästen...
NB: Der Besuch der am Nachmittag angebotenen "Tanzstunde" sei all denjenigen empfohlen, die, nach dem "happy ending", am allgemeinen Vergnügen teilnehmen wollen - bei Musik, Wein und Gebäck.